Was die Kalahari für die Landschaftsfotografie einzigartig macht
- kolb-telieps
- 14. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Faszinierende Weite und besonderes Licht
Die Kalahari ist eine Trockensavanne, in der sich roter Sand, trockenes Gras und vereinzelte Akazien zu einer reduzierten, aber unglaublich klaren Landschaft verbinden. Hier entsteht Bildwirkung nicht durch spektakuläre Formen, sondern durch das Zusammenspiel von Sonne, Luft und Staub.Das Licht ist direkt, ehrlich und präzise – es verzeiht keine Nachlässigkeit, belohnt aber jedes bewusste Arbeiten.
Im YouTube-Video zur Landschaftsfotografie auf Kiripotib zeige ich, wie ich mit diesem Licht umgegangen bin: wann ich fotografiert habe, welche Richtung entscheidend war und warum ich fast ausschließlich im Gegenlicht gearbeitet habe. In diesem Blogbeitrag findest du nun die Hintergründe dazu – mit konkreten, praktischen Tipps, wie du das Licht der Kalahari gezielt einsetzen kannst.
1. Licht in der Kalahari – klar, hart und voller Tiefe
Die Lichtverhältnisse der Kalahari unterscheiden sich deutlich von denen in Mitteleuropa. Trockene Wüstenluft und die geographische Höhe von 1.366m auf Kiripotib sorgen für eine außergewöhnlich klare Atmosphäre. Fotografisch bedeutet das: weit entfernte Motive wirken kristallklar, da kaum Dunst oder Feuchtigkeit den Blick trüben. Gleichzeitig ist das Sonnenlicht in der Wüste sehr direkt und hart, da Wolken oft fehlen und die Sonne insbesondere um die Mittagszeit nahezu senkrecht steht. Dadurch entstehen starke Kontraste – eine Herausforderung und Chance zugleich.
Noch mehr als anderswo liefern der Morgen und der Abend das beste Licht zum Fotografieren. Wie auf dem Bild zu sehen ist, taucht die tief stehende Sonne die Savanne in ein magisches, goldenes Licht. Allerdings wird auch häufig der Dynamikumfang der Kamera überfordert, weshalb ich bei solchen Aufnahmen gern auf die HDR-Technik zurückgreife. Auch ein ND-Reverse-Verlaufsfilter kann das Problem lösen.
Häufig ist Staub in der Luft und lässt die Motive während der goldenen Stunde diffuser wirken, in der Zeit um den Sonnenauf- und -untergang farbiger und dramatischer. Fast täglich kann man die tiefroten Sonnenuntergänge mit ihrer einzigartigen Atmosphäre genießen.

💡 Tipp: Belichte in der Kalahari leicht unter (–0,3 bis –0,7 EV).So bleiben die hellen Bereiche zeichnungsstark, auch wenn du in Richtung Sonne fotografierst.
2. Typische Farben und Kontraste der Kalahari-Landschaft
Ich war im September auf Kiripotib. Ende des Winters war das Gras vertrocknet und gelblich. Die Farben gingen nahtlos in das Orange des Himmels über. Im Kontrast dazu standen die ersten grünen Blättchen der Akazienbäume und -sträucher und der in höheren Bereichen tiefblaue Himmel. Diese Kontraste lassen sich besonders schön in der blauen Stunde vor Sonnenaufgang einfangen. Insbesondere bei tiefstehender Sonne leuchtet der Sand intensiv rot, sodass ich die Sättigung während der Bildbearbeitung nicht anheben musste. Ungewollte Reflexionen auf Sandkörnern lassen sich mit einem Polfilter vermeiden.

3. Komposition in weiter, offener Landschaft
In der weiten, offenen Savannen-Landschaft sind Vordergrund-Elemente rar. Für das Foto im 1. Abschnitt habe ich lange nach einer Position gesucht, in welcher der Baum links und der trockene Stamm rechts Gegenpole bildeten. Die Weite lässt sich dadurch inszenieren, dass der negative Raum des Himmels oder der Graslandschaft eine relativ große Fläche einnehmen. Im obigen Bild habe ich den Horizont relativ tief gelegt und damit den Himmel betont. Daraus folgt ein Gefühl der Freiheit.
Ein hoher Horizont betont dagegen die endlose Ausdehnung der Kalahari, wie auf dem unteren Bild gezeigt. Hier habe ich einen Akazienstrauch als Vordergrund gefunden, von welchem ein Weg in Richtung Sonne lief. Für solche Fotos habe ich das Weitwinkelobjektiv eingesetzt.
In dieser weiten Landschaft ist es besonders wichtig, den Horizont gerade zu halten, damit das Bild nicht in eine Richtung kippt.

💡 Tipp: Arbeite in der Bearbeitung mit selektiver Farbkorrektur statt globaler Sättigung.Rot- und Gelbtöne nicht zu stark verstärken – das erhält die Natürlichkeit der Szene.
In der Mittagszeit ist das Licht in Afrika extrem hart. Eine Möglichkeit, damit umzugehen, ist es die Bilder stärker auf Linien, Formen und Texturen zu reduzieren und sie in schwarzweiß umzuwandeln. Hier habe ich dafür zusätzlich den High-Key-Effekt genutzt, um die gleißende Hitze zu vermitteln.

💡 Praxis-Tipp: Nutze „leere Flächen“ bewusst als Gestaltungselement.Negativer Raum transportiert Weite und Ruhe besser als jedes Vordergrundobjekt.
4. Praktische Empfehlungen
Abschließend fassen wir die wichtigsten Praxistipps für die Kalahari-Landschaftsfotografie zusammen – wann, womit und wie man hier am besten fotografiert.
Aufnahmezeitpunkte
· Eine Stunde vor und nach Sonnenaufgang: bestes Licht für Farben und Strukturen.
· Mittag: Pause oder Motivsuche.
· Blaue Stunde: kühles, weiches Licht – ideal für stimmungsvolle Aufnahmen.
· Nacht: Sternenhimmel mit den Magellanschen Wolken – ein besonderes Motiv der Südhalbkugel.

Brennweite und Technik
Weitwinkel (14–24 mm): für Tiefe und Weite,
Tele (135–500 mm): für rhythmische Strukturen und Tiere,
Stativ für HDR oder Langzeitbelichtungen,
Pol- und ND-Filter für kontrollierte Kontraste.
💡 Tipp: Schütze deine Ausrüstung beim Objektivwechsel im Freien – Staub ist allgegenwärtig. Reinige die Ausrüstung täglich mit Blasebalg und Pinsel.
Gesundheit und Vorbereitung
Selbst morgens und abends kann der Rückweg schweißtreibend sein. Trinkflasche, Hut und Sonnencreme gehören zur Standardausrüstung. Wegen der Schlangen und Skorpione empfehlen sich lange Hosen und hohe Schuhe.
Fazit
Die Kalahari ist ein Paradies für Fotografen und -fotografinnen, die das Besondere suchen. Hier lernst du, Licht zu lesen, statt es nur zu nutzen. Du arbeitest mit Klarheit, Farbe und Reduktion – und findest Motive, wo auf den ersten Blick „nichts“ ist.
Die Savanne fordert dich heraus, aber sie belohnt dich auch: mit Aufnahmen, die von Ruhe, Weite und einem einzigartigen Licht erzählen.
🔗 Empfehlung:
🎥 YouTube-Video: Landschaftsfotografie auf Kiripotib



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