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Astrofotografie in Namibia – die beste Reisezeit und wie du dich optimal vorbereitest

  • kolb-telieps
  • 24. Okt.
  • 6 Min. Lesezeit

🌠 1. Einleitung


Als ich zum ersten Mal unter dem Himmel Namibias stand, wusste ich sofort, warum dieser Ort für Astrofotografen und -fotografinnen als Paradies gilt. Eine Dunkelheit, wie man sie in Europa kaum noch findet, und ein Himmel voller Sterne, Galaxien und Nebel, die wir hier nie zu Gesicht bekommen. Doch bevor man in der Trockenzeit zwischen Mai und September den Auslöser drückt, lohnt sich eine gute Vorbereitung. Die besten Reisezeiträume hängen stark von den fotografischen Zielen ab – und auch organisatorisch gibt es einiges zu beachten. In diesem Beitrag erfährst du, was du bei Planung, Buchung und Ausrüstung unbedingt beachten solltest. Wer den Blick einmal nach Süden richtet, versteht sofort, warum Namibia für Astrofotografen und -fotografinnen ein Sehnsuchtsziel ist – wie dieses Beispiel zeigt:


Der Katzenpfotennebel NGC 6334 im Sternbild Skorpion, aufgenommen auf der Astrofarm Kiripotib in Namibia. Leuchtende Wasserstoffregionen unter dem klaren Himmel der Trockenzeit zwischen Mai und September.

NGC 6334 – der Katzenpfotennebel: Rund 5 700 Lichtjahre entfernt leuchten hier gewaltige H II-Regionen im roten Licht des Wasserstoffs. Entstanden ist die Aufnahme während der Trockenzeit in Namibia, unter einem Himmel der Bortle-Klasse 1.

550 mm, 1 Stunde RGB und 0,8 Stunden Optolong L-eXtreme (Ha+OIII)


🌌 2. Wann ist die beste Reisezeit für Astrofotografie in Namibia?


Zwischen Mai und September herrschen in Namibia die besten Bedingungen für Astrofotografie. In diesen Monaten liegt das Land in der Trockenzeit – die Luft ist klar, das Wetter stabil und Regenfälle sind äußerst selten. Viele Nächte sind wolkenlos, und die geringe Luftfeuchtigkeit sorgt für eine hervorragende Transparenz des Himmels.

Während in Europa die Nächte im Sommer immer kürzer werden, beginnen in Namibia die langen Winterabende. Schon kurz nach Sonnenuntergang zeigt sich die Milchstraße in voller Pracht. Diese Zeit ist ideal, um sowohl Weitwinkelaufnahmen als auch Deep-Sky-Objekte wie den Tarantelnebel, 47 Tucanae oder die Magellanschen Wolken zu fotografieren.

Ein weiterer Vorteil: Die Nächte sind angenehm kühl, abhängig vom Standort meist zwischen 5 und 10 Grad Celsius, wodurch Sensoren rauschärmer arbeiten. Tagsüber kann es jedoch bis über 35 Grad werden – der starke Temperaturwechsel verlangt nach gutem Fokus-Management.

Der optimale Zeitraum für Astrofotografie liegt daher zwischen Mitte Mai und Ende September.Innerhalb dieses Fensters bieten sich je nach Schwerpunkt unterschiedliche Highlights:

Monat

Besonderheiten

Empfehlung

Mai – Juni

Beginn der Trockenzeit, klare Luft, Milchstraße steht fast senkrecht

ideal für Panorama-Aufnahmen und Nebel

Juli – August

längste Nächte, galaktisches Zentrum optimal sichtbar

beste Gesamtbedingungen

September

wärmere Nächte, Galaxien-Saison beginnt

gute Mischung aus Milchstraße und südlichen Galaxien

Wer bestimmtes Equipment auf einer Astrofarm leihen möchte, sollte seinen Aufenthalt mindestens ein Jahr im Voraus buchen – viele Plätze sind in den Neumondwochen dieser Zeit schnell ausgebucht.


🏡 3. Die wichtigsten Astrofarmen in Namibia


Wer in Namibia Astrofotografie betreiben möchte, hat nur wenige Orte zur Auswahl – doch diese bieten exzellente Bedingungen. Da ist Kiripotib, etwa 130 Kilometer südöstlich von Windhoek. Sie ist die einzige Farm mit aktiver Astrobetreuung, die bei technischen Fragen und beim Aufbau unterstützt.


Die Hakos Guest Farm am malerischen Gamsberg-Massiv liegt etwas höher und bietet ebenfalls sehr dunklen Himmel, erfordert aber mehr Eigenorganisation. Weiter südlich befindet sich die Tivoli Southern Sky Guest Farm. Sie hat sogar beheizbare Appartments.


🔭 4. Vorbereitung: Planung und Ausrüstung


Eine Astroreise nach Namibia beginnt lange, bevor das Flugzeug startet. Wer sich gut vorbereitet, vermeidet vor Ort böse Überraschungen – und kann die Nächte wirklich genießen.


🟣 4.1 Planung zu Hause


Der wichtigste Schritt ist die Objektplanung. Mit Programmen wie Stellarium, Clear Outside oder PhotoPills lässt sich der Himmel für jeden Tag und Ort simulieren. So siehst du, wann das galaktische Zentrum im Zenit steht oder welche Objekte in deinem Reisemonat sichtbar sind. Plane zusätzlich Reserveziele, falls Wolken auftauchen – z. B. helle Kugelsternhaufen oder Regionen mit kurzer Belichtungszeit.


Auch organisatorisch lohnt sich frühe Vorbereitung:

  • Frühzeitige Buchung: Wenn du Teleskope oder Montierungen leihen möchtest, melde dich mindestens ein Jahr, besser anderthalb Jahre im Voraus an. Besonders in den Neumondphasen von Juni bis August sind viele Plätze ausgebucht.

  • Kontakt zur Farm: Kläre im Vorfeld, welche Adapter, Stromanschlüsse und Software dort verwendet werden. Auf Kiripotib läuft z. B. der Green Swamp Server als Standardtreiber für SkyWatcher-Montierungen.


🟣 4.2 Ausrüstung und technische Vorbereitung


Bei einer Reise nach Namibia wird meist nur ein Teil der Ausrüstung mitgebracht – die Montierung oder das Teleskop lassen sich oft vor Ort leihen.Das bedeutet aber auch: Nicht das gesamte Setup kann zu Hause getestet werden. Trotzdem solltest du alle mitgebrachten Komponenten – insbesondere Kamera, Steuerrechner, Filterrad, Guiding-System und Kabel – einmal komplett anschließen und prüfen, ob die Kommunikation zwischen den Geräten funktioniert.

Ein häufiger Fehler besteht darin, davon auszugehen, dass auf der Farm alle Zubehörteile vorhanden sind. Adapter, Verlängerungen oder Distanzringe sind vor Ort meist nicht erhältlich. Deshalb lohnt es sich, für alle wichtigen Schnittstellen eigene Lösungen mitzubringen.

Gerade bei Teleskopen mit externem Flattener ist der exakte Arbeitsabstand zwischen Teleskop und Kamerachip entscheidend, um verzerrte Sterne zu vermeiden. Diese Strecke sollte vor der Reise exakt dokumentiert oder berechnet werden, damit du sie vor Ort reproduzieren kannst. Ein Satz Feinabstimmungsringe unter 1 mm kann helfen, den Abstand präzise einzustellen, falls ein Adapter nicht exakt passt.


💡 Tipp:Erstelle dir eine kleine technische Übersicht mit allen Abständen, Gewinden (z. B. M48, M54) und benötigten Adaptern. So kannst du auch bei Problemen vor Ort schnell nachvollziehen, welche Kombination funktioniert.


Falls du eine gekühlte Kamera hast, kannst du zu Hause schon die Darks, Flatdarks und Bias vorbereiten, die du zum Kalibrieren verwenden willst.


🟣 4.3 Transport und Gepäck


Empfindliche Geräte gehören ins Handgepäck. Kamera, Steuerrechner, Guiding-System und kleine Zubehörteile lassen sich so am sichersten transportieren. Falls du einen Teleskop-Tubus mitnimmst, sollte er gut gepolstert in einer stabilen Tasche oder einem Hartschalenkoffer liegen – idealerweise mit zusätzlicher Luftpolsterfolie um die empfindlichen Bereiche.


Die meisten Astrofotografen und -fotografinnen reisen ohne eigene Montierung, da diese zu schwer ist. Trotzdem kann das aufgegebene Gepäck schnell an die Gewichtsgrenze kommen.Viele Airlines erlauben das Zubuchen eines zweiten Koffers. Wenn du das vor dem Flug online reservierst, liegen die Kosten meist um 100 Euro. Wer das erst am Flughafen beim Einchecken tut, muss deutlich mehr bezahlen.


Wichtig ist außerdem, sich im Vorfeld bei der Airline über die erlaubten Energiequellen zu informieren. Akkus und Powerbanks dürfen in der Regel nur im Handgepäck transportiert werden, unterliegen dort aber ebenfalls Beschränkungen. Hier lohnt es sich, die genauen Grenzwerte für Wattstunden und Kilogramm zu prüfen, damit es beim Sicherheitscheck keine Überraschungen gibt.


Wenn empfindliche Geräte aus Platzgründen doch ins aufgegebene Gepäck müssen, ist sorgfältige Polsterung entscheidend. Luftpolsterfolie hat sich dafür bewährt – sie schützt zuverlässig vor Stößen und Temperaturunterschieden. Bei externen Festplatten ist besondere Vorsicht geboten: Sie reagieren empfindlich auf harte Schläge und sollten entweder mehrfach gepolstert oder – besser – im Handgepäck transportiert werden.


🟣 4.4 Vorbereitung vor Ort


Baue dein Setup bereits am Tag auf und teste Montierung, Fokuser, Nachführung und Software, bevor es dunkel wird. Wenn du auf Kiripotib bist, weist dich der Astrobetreuer in die geliehenen Geräte ein und hilft in der Regel auch beim Anschluss deiner eigenen Ausrüstung. Diese Unterstützung ist Gold wert – besonders, wenn ein Treiber oder Adapter nicht sofort funktioniert.


Auf anderen Farmen bist du dagegen stärker auf deine eigene Erfahrung und Problemlösefähigkeiten angewiesen. Dort solltest du genau wissen, wie dein Equipment zusammenspielt und welche typischen Fehlerquellen auftreten können.


Rechne in jedem Fall damit, dass du einige Stunden brauchst, bis alles stabil läuft – besonders in der ersten Nacht. Ein ruhiger, systematischer Aufbau ist meist der sicherste Weg zu einem erfolgreichen Start unter dem Südhimmel.


Person beim Aufbau eines Astrofotografie-Setups mit Montierung und Teleskop auf der Astrofarm Kiripotib in Namibia bei Tageslicht.

Aufbau auf der Astrofarm Kiripotib am späten Nachmittag. Tagsüber lässt sich alles in Ruhe testen – Montierung, Kamera und Verkabelung.


🟣 4.5 Star Tracker auf der Südhalbkugel


Manche Astrofotografen und - fotografinnen reisen mit einem kleinen Star-Tracker, um zusätzlich zur Teleskopaufnahme auch mit einer spiegellosen Kamera zu fotografieren. Das hat gleich mehrere Vorteile: Die Geräte sind leicht, kompakt und schnell aufgebaut – ideal für Weitwinkelaufnahmen der Milchstraße oder großflächige Deep-Sky-Objekte.

Auf der Südhalbkugel steht man jedoch vor einer besonderen Herausforderung: Es gibt keinen hellen Stern, an dem man die Nachführung ausrichten kann. Der südliche Himmelspol liegt in einer unscheinbaren Region im Sternbild Oktant. Das sogenannte „Einsüden“ erfordert daher etwas mehr Orientierungshilfe.


Eine sehr gute Einführung bietet das YouTube-Video von Peter Zelinka, in dem der gesamte Einsüdungs-Prozess Schritt für Schritt erklärt wird.


💡 Tipp: Wer einen Star Tracker mitnimmt, sollte sich schon vor dem Abreise mit dem Prozess des Einsüdens vertraut machen.


✨ 5. Persönliche Learnings und Tipps


Auch mit guter Vorbereitung läuft bei einer Astroreise nicht alles wie geplant – und genau das gehört dazu. In Namibia habe ich gelernt, wie wichtig Flexibilität, Geduld und eine Portion Improvisation sind. Manchmal macht erst ein unerwartetes Problem den Unterschied zwischen einer technischen Übung und einer echten Erfahrung unter dem Sternenhimmel.


Wer mehr über die praktischen Herausforderungen und meine wichtigsten Learnings erfahren möchte, findet alle Details im begleitenden

👉 YouTube-Video


Dort zeige ich Setup, Technikprobleme und die finalen Aufnahmen.


🧭 6. Fazit und Ausblick


Wichtigste Punkte in Kürze:

  • Beste Reisezeit: Mai bis September – Trockenzeit mit klaren Nächten

  • Frühzeitig buchen: 1 bis 1½ Jahre Vorauszeit, wenn du Equipment leihen möchtest

  • Vorbereitung zählt mehr als Perfektion: Adapter, Kabel und Abstände prüfen, gegebenenfalls auf das Einsüden

  • Plane genug Zeit für Aufbau, Tests und Anpassungen ein

  • Genieße den Himmel – nicht nur durch die Kamera

  • Mehr zu meiner Fotoreise – inklusive Problemen und Problemlösungen - im YouTube-Video „Astrofotografieotografie in Namibia“.


Im nächsten Video und Blogbeitrag geht es weiter mit den Tagen auf Kiripotib – mit neuen Motiven und Eindrücken.


Zum Abschluss noch ein Blick auf den Himmel, der all die Mühe und Vorbereitung wert macht: Unter ihm entstehen die Bilder, von denen Astrofotografen und -fotografinnen träumen.


Panoramaaufnahme der Milchstraße über der Astrofarm Kiripotib in Namibia, fotografiert während der Trockenzeit im Juni unter sehr dunklem Himmel

Die Milchstraße über der Astrofarm Kiripotib in Namibia

 
 
 

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