Polarlichter fotografieren 2025: Die besten Kameraeinstellungen für jede Lichtsituation
- kolb-telieps
- 22. Aug.
- 6 Min. Lesezeit
Im Video zur Polarlichtfotografie 2025 habe ich dir gezeigt, wie du dich auf eine Polarlichtnacht vorbereitest – von der Planung bis zur Bildkomposition. In diesem Blogbeitrag gehen wir einen Schritt weiter: Es geht um die Kameraeinstellungen – und darum, wie du flexibel reagierst, wenn das Nordlicht plötzlich tanzt.
Denn Polarlichter sind alles andere als statisch: Sie flackern, formen Bögen, verändern ihre Farbe und Helligkeit. Eine Einstellung für alles? Gibt es nicht. Aber es gibt Richt- und Erfahrungswerte, die dir helfen, in der Dunkelheit schnell die richtige Entscheidung zu treffen.
Was sich 2025 deutlich verändert hat: Mit den aktuellen Lightroom-Versionen oder ähnlichen Programmen zur Bildbearbeitung lassen sich dunkle Bereiche deutlich besser aufhellen – ohne dass die Bilder unbrauchbar verrauschen. Das eröffnet dir neue Spielräume: Du kannst bewusst dunkler fotografieren und das Polarlicht im Nachhinein gezielter herausarbeiten. Trotzdem bleibt die Entscheidung vor Ort entscheidend: Welche ISO, welche Belichtungszeit, welche Blende – und wie reagierst du, wenn sich das Licht verändert?
Genau darum geht es hier: Sicherer Umgang mit den Kameraeinstellungen bei Polarlicht – in der Praxis und in der Bewegung.
1. Was beeinflusst die Belichtung bei Polarlicht?
Bevor wir zu konkreten Kameraeinstellungen kommen, lohnt sich ein Blick auf die Faktoren, die die Belichtung bei Polarlicht beeinflussen. Denn jede Nacht bringt andere Bedingungen mit – und je besser du diese einschätzen kannst, desto gezielter kannst du deine Kamera einstellen.
🔦 i. Helligkeit und Aktivität des Polarlichts
Nicht jede Aurora ist gleich:
Wenn sich die Schleier der Aurora schnell bewegen, fängt eine kurze Belichtungszeit Strukturen und Details perfekt ein. Eine zu lange Belichtung führt dazu, dass nur ein stehender, farbiger Himmel auf dem Bild zu sehen ist.
Starke Polarlichter wirken fast taghell – bei wenigen Sekunden Belichtung sind Details erkennbar. Zu lange Belichtungszeiten können zu Spitzlichtern führen. Behalte das Histogramm im Auge.
→ Je heller und bewegter das Polarlicht, desto kürzer sollte die Belichtungszeit sein. Wenn die Zeiten für das Polarlicht und den Vordergrund nicht zusammenpassen, ziehe eine Komposition in Beracht.
🌕 ii. Umgebungslicht und Landschaft
Auch andere Lichtquellen beeinflussen deine Belichtung:
Mondlicht hellt den Himmel auf, mindert Kontraste – du brauchst weniger ISO.
Schneebedeckter Boden reflektiert Licht – gut für Landschaft, kann aber Polarlichter überstrahlen.
Störlicht (Siedlungen, Autoscheinwerfer) kann zu Farbstichen führen → ggf. Standort wechseln oder mit kurzen Belichtungen arbeiten.
📷 iii. Kamera und Objektiv
Nicht alle Kameras verhalten sich bei Dunkelheit gleich:
Vollformatsensoren rauschen weniger → höhere ISO gut nutzbar.
Crop-Kameras brauchen ggf. etwas längere Belichtungszeiten oder lichtstärkere Objektive.
Objektive mit f/1.4–f/2.8 sind ideal – aber Vorsicht vor Unschärfen bei Offenblende (z. B. Coma).
→ Tipp: Vor der Reise testen, bei welcher Blende dein Objektiv am schärfsten abbildet.
Mit diesen Grundlagen im Hinterkopf gehen wir jetzt weiter: Welche Kameraeinstellungen funktionieren zuverlässig? Und wie passt du sie an, wenn sich das Polarlicht verändert?
2. Startwerte, die funktionieren – und wann du abweichst
Polarlichter sind dynamisch – aber zum Glück brauchst du nicht bei Null zu starten. Es gibt bewährte Startwerte, mit denen du bei typischer Aktivität fast immer erste brauchbare Ergebnisse erzielst. Danach kannst du feinjustieren.
📸 Empfohlene Startwerte für die Polarlichtfotografie mit Weitwinkelobjektiven im manuellen Modus
Einstellung | Empfohlener Wert | Begründung |
Belichtungszeit | 2 bis 8 Sekunden | Genug Licht, ohne Bewegungsunschärfe bei aktivem Polarlicht, keine Sternstrichspuren. |
Blende | Offenblende (f/2.8–f/1.8) | So viel Licht wie möglich. Achtung bei Weitwinkel: auf Randunschärfen achten. Bei sehr hellem Mondlicht evtl. etwas abblenden. |
ISO | 1600 bis 3200 | Gute Balance aus Helligkeit und Rauschen bei modernen Sensoren. Mit dem Histogramm an Belichtungszeit und Blende anpassen. |
Weißabgleich | Bewölkt | Ergibt natürliche Farben. RAW-Bilder können später in Lightroom angepasst werden. |
Fokus |
| Manuell auf Sterne fokussieren. Falls für den Vordergrund erforderlich, Komposition erwägen. |
🔄 Wann du abweichst – und wie
Bei schwachem Polarlicht ISO auf 6400 oder je nach Kamera sogar mehr erhöhen. Rauschen kann mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen heute gut reduziert werden und die Sterne bleiben rund.
Bei schnell tanzendem Polarlicht die Belichtungszeit auf 1 s verkürzen und die ISO entsprechend dem Histogramm anpassen.
💡 Tipps
Erstelle zu Beginn und nach veränderten Kameraeinstellungen Testaufnahmen.
Wenn du unsicher bist, erstelle Serien mit unterschiedlichen Belichtungszeiten und ISO und wähle später das passende Bild aus.
Das hier gezeigte Beispielbild wurde bei Vollmond in Schwedisch Lappland aufgenommen.

3. Live reagieren: Belichtung anpassen, wenn das Polarlicht tanzt
In der Theorie wirkt alles planbar – doch in der Praxis verändert sich das Polarlicht oft innerhalb von Sekunden: Eben noch ein zarter Bogen, dann plötzlich tanzende Säulen oder pulsierende Strahlen. Wer in diesem Moment ruhig bleibt und weiß, wie er reagieren kann, fängt nicht nur spektakuläre Bilder ein – sondern auch echte Stimmung.
⚡ Wenn das Polarlicht plötzlich stärker wird
Typisches Phänomen: Der Himmel hellt sich auf, das Grün wird kräftiger, Bewegung kommt ins Spiel.
📌 Ziel: Struktur im Licht erhalten, statt flächigem Leuchten
👉 So reagierst du:
Belichtungszeit verkürzen, z. B. von 6 auf 3 Sekunden
ISO leicht senken, um Überbelichtung zu vermeiden
Kontrolliere das Histogramm: links darf es knapp werden, aber rechts nicht ausbrennen
💃 Wenn das Polarlicht tanzt oder pulsiert
Hier geht es nicht nur um Helligkeit, sondern um Bewegung im Licht – wie bei Wellen oder Strahlen, die sich schnell verändern.
📌 Ziel: die Bewegung sichtbar machen, nicht verwischen
👉 So reagierst du:
Belichtungszeit reduzieren auf 1–2 Sekunden
ISO entsprechend erhöhen (z. B. auf 6400 oder mehr, je nach Kamera)
Fokus nicht mehr anfassen – lieber kompositorisch arbeiten
🌫️ Wenn das Polarlicht wieder schwächer wird
Du siehst nur noch einen diffusen Schimmer oder der Bogen verblasst langsam.
📌 Ziel: Stimmung konservieren, selbst wenn das Polarlicht sich zurückzieht
👉 So reagierst du:
ISO wieder anheben, z. B. auf 3200–6400
Belichtungszeit verlängern, z. B. auf 10 Sekunden oder etwas mehr
Komposition überprüfen: lohnt sich ein neues Motiv?
Bei unten gezeigtem Bild konnte ich die Belichtungszeit reduzieren, weil der Vordergrund durch Straßenlampen beleuchtet war.

Im nächsten Abschnitt geht es darum, wann du besser nicht eingreifst – und warum zu viel „Optimieren“ der Bildwirkung sogar schaden kann
4. Wann du besser nicht eingreifst
Wer nachts unter dem Polarlicht steht, erlebt etwas Magisches – und manchmal auch Stress. Denn das Licht ändert sich, die Kamera rauscht, die Einstellungen wirken nie perfekt. Doch nicht jede Bewegung am Himmel erfordert sofort eine neue Einstellung. Manchmal ist weniger Technik – mehr Bild.
⛔ Wenn du die Bildwirkung nicht verbessern kannst
Ein flächiger grüner Bogen bleibt ein flächiger Bogen – da hilft auch eine kürzere Belichtung nichts.Oder ein schwaches Leuchten hinter Dunst lässt sich nicht klarer herausarbeiten, nur weil du die ISO verdoppelst.
👉 In solchen Fällen:
Ruhe bewahren
lieber einen Moment genießen
oder die Szene mit einem anderen Vordergrund „neu denken“, statt hektisch an der Kamera zu drehen
🌀 Wenn du mitten im Schauspiel steckst
Manche Polarlichter bauen sich innerhalb weniger Sekunden auf, erreichen einen Höhepunkt – und vergehen wieder. Wer in diesem Moment panisch die Belichtung anpasst, verpasst womöglich die schönste Komposition.
👉 Tipp:
Mache erst eine gute Aufnahme mit den aktuellen Werten
erst danach feinjustieren
So hast du auf jeden Fall ein Bild – und ggf. danach ein besseres
🎨 Wenn du bewusst weich oder abstrakt fotografieren willst
Nicht jedes Polarlicht muss „eingefroren“ werden. Manchmal wirkt eine leicht weichgezeichnete Aurora romantisch oder geheimnisvoll. Wer dann zu aggressiv optimiert, verliert genau diese Wirkung.
👉 Frage dich:
Was möchte ich ausdrücken?
Ist das Polarlicht heute still, bewegt, intensiv – oder subtil?
Manche Bilder entstehen nicht durch Technik, sondern durch Entscheidung.
5. Fazit: Technik verstehen – mit Licht gestalten
Die Polarlichtfotografie verlangt Flexibilität: Was in einer Minute funktioniert, ist in der nächsten schon zu viel oder zu wenig. Doch mit einem soliden Verständnis für ISO, Belichtungszeit und Blende kannst du jede Lichtsituation meistern – ob schwaches Leuchten am Horizont oder tanzende Säulen über dir.
Wichtig ist nicht, permanent alles nachzujustieren. Wichtig ist, zu erkennen, wann du reagieren solltest – und wann du das Licht einfach wirken lässt. Die besten Bilder entstehen oft dann, wenn Technik zur Routine wird – und du den Moment bewusst gestaltest, nicht kontrollierst.
Ob du dich an Startwerte hältst oder bewusst davon abweichst: Dein Auge entscheidet. Und Lightroom 2025 gibt dir mehr Spielraum denn je, um auch dunklere Aufnahmen später noch zu veredeln. Mit den Masken lassen sich Vorder- und Hintergrund sogar unterschiedlich bearbeiten.
Doch was bleibt: Du musst draußen sein. Und du musst wissen, was du tust.

🔗 Weiterführend: Die Polarlicht-Playlist auf YouTube
Du möchtest noch tiefer in die Polarlichtfotografie einsteigen? In meiner YouTube-Playlist „Polarlichter fotografieren“ findest du alle aktuellen Videos zum Thema – von der Reisevorbereitung über Kameraeinstellungen bis zur Bildbesprechung.
👉 Hier geht’s zur Playlist
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