PhotoPills und Astrofotografie: Die richtige Belichtungszeit mit Sterne-als-Punkte-Modul
- kolb-telieps
- 12. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Einleitung
Wer den Nachthimmel oder die Milchstraße fotografieren möchte, braucht vor allem eines: punktförmige Sterne. Doch wie lange darf man belichten, ohne dass die Sterne zu Strichen werden?
Im YouTube-Video zur Milchstraßenplanung mit PhotoPills hast du bereits gesehen, wie du Standort und Zeit perfekt planst. In diesem Beitrag steigen wir nun tiefer in die Astrofotografie-Praxis ein – genauer gesagt ins Modul „Sterne als Punkte“.
Dort zeigt dir die App zwei verschiedene Belichtungszeiten: eine nach der 500er-Regel und eine nach der MTF-Regel. Was die beiden Methoden unterscheidet – und wie du herausfindest, welche besser zu deinem Stil passt –, erfährst du hier.
2. Einstieg ins Modul „Sterne als Punkte“ – so findest du es über den Planer
Wenn du bereits mit dem PhotoPills-Planer arbeitest, um deine Astro-Aufnahmen im Voraus zu planen, hast du vielleicht schon bemerkt: Die App bietet nicht nur Standort- und Zeitplanung, sondern auch viele praktische Zusatzmodule – darunter „Sterne als Punkte“, das dir hilft, die maximale Belichtungszeit für punktförmige Sterne zu bestimmen.
🔍 So gelangst du zum Modul:
Öffne den Planer in PhotoPills.
Tippe im Menü "Pills" auf "Sterne als Punkte" (evtl. nach unten scrollen).
Wähle im Menü „Sterne als Punkte“ das Feld rechts neben "Kamera" aus.
Wähle im Menü "Kamera" deine Kamera aus. Mit dem Suchfeld oben geht es schneller.
Klicke auf "Zurück".

Einstieg ins Modul "Sterne als Punkte" [Quelle: PhotoP]ills
3. Eingaben im Modul: Brennweite, Sensor
Wieder zurück im Menü "Sterne als Punkte" tippe auf die Brennweite und gib im sich öffnenden Untermenü die von dir genutzte Brennweite ein. Mit dem Button "Fertig" gelangst du zurück ins Menü "Sterne als Punkte". Verfahre mit der Blende entsprechend.

Rechts neben der Blende gibt es das Feld "Minimale Deklination, welches standardmäßig auf Null gesetzt ist.
Die Deklination beschreibt in der Astronomie die Höhe eines Himmelsobjekts über dem Himmelsäquator. Je näher ein Stern am Himmelsäquator liegt (Deklination nahe 0°), desto schneller bewegt er sich scheinbar über den Himmel – und desto schneller zeigt sich eine Strichspur auf dem Foto.
PhotoPills nutzt dieses Feld, um die Belichtungszeit konservativ zu berechnen – auf Basis eines Sterns in niedriger Deklination, also in einer Zone mit hoher scheinbarer Bewegung.
📌 Empfehlung: Für allgemeine Aufnahmen der Milchstraße oder Landschaften mit Sternenhimmel kannst du den Standardwert 0 einfach stehen lassen.Nur wenn du gezielt einen Stern oder ein Objekt mit deutlich anderer Deklination fotografierst, lohnt es sich, den Wert anzupassen.
Über den Button "Fertig" gelangst du wieder zu "Sterne als Punkte".
Ganz rechts gibt es noch ein mit "Standard" bezeichnetes Feld. Diese Option bestimmt, ob das Modul eher konservativ oder etwas großzügiger bei der Berechnung der Belichtungszeit vorgehen soll.
Wenn du „Genau“ auswählst, berechnet PhotoPills die Werte mit einer sicherheitsbewussten Auslegung – also tendenziell kürzer.
Bei „Standard“ verlängert sich die vorgeschlagene Belichtungszeit leicht, was besonders bei Weitwinkelaufnahmen oft noch tolerierbar ist.
💡 Praxistipp: Lass die Standard-Einstellung zunächst aktiviert. Wechsle nur auf „Genau“, wenn du wirklich große Ausdrucke planst.

Zwei Werte – und warum sie unterschiedlich sind
NPF-Regel: Die strengere, technisch präzisere Berechnung. Sie berücksichtigt Sensorauflösung und Bildschärfe – und liefert die sicherste Belichtungszeit für punktförmige Sterne.
500er-Regel: Eine einfache Faustregel für Vollformatkameras. Sie ignoriert die Sensorauflösung und eignet sich eher als grober Richtwert.
Bei hochauflösenden Kameras oder Crop-Sensoren kann sie zu erkennbaren Strichspuren führen.
Beide Werte stehen untereinander – das wirkt manchmal verwirrend. Deshalb schauen wir uns jetzt an, wie beide Regeln funktionieren – und warum du trotzdem nicht blind einer Zahl folgen solltest.
🔹 Die 500er-Regel: Einfach, aber ungenau
Die 500er-Regel ist wohl die bekannteste Regel und eine klassische Faustformel:
500 ÷ Brennweite = maximale Belichtungszeit (in Sekunden)
Beispiel: Bei 17 mm Brennweite ergibt sich eine Belichtungszeit von etwa 29 Sekunden
(500 ÷ 17 ≈ 29 s).
Vorteile:
Schnell im Kopf gerechnet
Ideal für erste Einschätzung vor Ort
Nachteile:
Ignoriert die Sensorauflösung → bei hochauflösenden Kameras zu lang
Funktioniert nicht bei Crop-Sensoren
Führt in der Konsequenz schnell zu leichten Strichspuren, die vor allem auf großen Monitoren oder gar Ausdrucken sichtbar werden
🔸Die NPF-Regel: Technisch korrekt und strenger
Die NPF-Regel berücksichtigt neben der Brennweite (F) auch die Blende (N) und die Pixeldichte (P). Sie ist technisch präzise und wird in PhotoPills automatisch auf Basis der Kamera- und Sensorangaben berechnet. Deshalb kann bei Crop-Sensoren einfach die tatsächliche Brennweite eingegeben werden.
Beispiel: Bei meiner Nikon Z7 erhalte ich mit 17 mm Brennweite bei Blende f/2.8 eine maximale Belichtungszeit von knapp 13 s.
Vorteile:
Liefert sehr zuverlässige Werte für punktförmige Sterne
Besonders hilfreich bei großen Drucken oder kritischen Bildbeurteilungen
Nachteile:
Kürzere Belichtungszeiten bedeuten: höhere ISO oder dunklere Bilder
Wirkt bei reinem Web-Einsatz „übervorsichtig“
💡 Mein Vorschlag aus der Praxis:
Nutze die NPF-Regel als Startwert. Damit bist du auf der sicheren Seite.
Mach dann ein paar Testaufnahmen, bei denen du die Belichtungszeit etwas verlängerst.
Beurteile das Ergebnis bei 100 %-Ansicht:
Stören dich die minimalen Striche?
Oder wirkt das Bild sogar natürlicher?
Entscheide dich dann bewusst – je nach Motiv, Lichtverhältnissen und geplanter Präsentation.
📌 Hinweis: Bei Verwendung einer Nachführung gelten eigene Regeln.
Ausblick
Du siehst: Ob du punktförmige Sterne oder leichte Strichspuren akzeptierst, hängt nicht nur von der Technik ab – sondern auch von deinem persönlichen Stil. Manchmal ist ein Hauch von Bewegung sogar genau das, was dem Bild seine Magie verleiht.
Wenn du genau das vertiefen möchtest, dann habe ich einen Tipp für dich:
👉 Im Fotokurs „Faszinierende Sternstrichspuren“ lernst du, wie du mit langen Belichtungszeiten gezielt kreative Sternspuren erzeugst – ob als zarte Bögen oder als leuchtende Kreise über der Landschaft. Mit praktischen Tipps zur Planung, Technik und Bildgestaltung.
📅 Alle Infos & Termine findest du hier:
Ich freue mich, wenn du dabei bist!



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