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Astrofotografie ist keine reine Männersache – und auch keine Frage des Alters

Als ich vor Kurzem einen Kommentar unter einem meiner YouTube-Videos gelesen habe, blieb ich hängen: „Astrofotografie ist längst keine Männersache mehr – und auch keine Frage des Alters.“ Ein einfacher Satz. Und doch einer, der mir aus dem Herzen spricht.

 

Denn auch wenn sich in den letzten Jahren vieles verändert hat – die Szene der Astrofotografie ist oft noch geprägt von Technik, großen Ausrüstungsdiskussionen und einem Bild, das eher an Männer mittleren Alters denken lässt. Dabei stimmt das längst nicht mehr. Und vor allem: Es muss auch nicht so bleiben.

 

Ich möchte diesen Beitrag nutzen, um euch zu sagen: Ihr müsst keine Technikexperten oder -expertinnen sein. Ihr müsst nicht jung sein. Wenn euch der Sternenhimmel fasziniert, dann ist das Grund genug, den ersten Schritt zu machen.

 

Dieser Beitrag ist für alle, die sich bisher nicht getraut haben – und vielleicht genau jetzt den Mut finden.


Angelika Kolb-Telieps mit StarGuider Pro und Kamera mit Teleobjektiv
Ich mit meinem kleinen Setup für die Astrofotografie - eine Frau, der sie Spaß macht

Wer steht eigentlich draußen in der Nacht?

 

Wenn ich mit Kamera oder Teleskop unterwegs bin – sei es im Harz, auf La Palma oder in der Sternwarte St. Andreasberg – begegne ich immer wieder Menschen, die genauso fasziniert in den Himmel schauen wie ich. Und trotzdem fällt mir auf: Die meisten von ihnen sind Männer. Auch in der Sternwarte, in der ich Mitglied bin, sind es fast ausschließlich Männer, die sich mit der Astrofotografie beschäftigen. Frauen sind zwar da – aber wenige von ihnen aktiv hinter der Kamera.

 

Das ist nicht grundsätzlich schlimm – aber es ist schade. Denn ich weiß aus Gesprächen, aus Nachrichten, aus meiner Community: Es gibt viele Frauen und Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, die sich für Astrofotografie interessieren. Doch der Schritt vom Interesse zur Umsetzung scheint für viele größer zu sein, als er sein müsste.

 

Woran liegt das? Ist es das Bild, das wir von der Astrofotografie im Kopf haben – voller Technik, schwerem Equipment und endlosen Diskussionen über Montierungen? Ist es das Gefühl, „nicht dazuzugehören“, wenn man sich in Foren oder unter Videos umschaut? Oder ist es die ganz praktische Frage: „Würde ich mich allein nachts draußen überhaupt wohlfühlen?“

 

All diese Gedanken sind berechtigt. Und doch möchte ich sagen: Es gibt heute mehr Möglichkeiten denn je, den Einstieg in die Astrofotografie leicht und sicher zu gestalten. Du musst nicht allein sein. Und du musst nicht alles sofort verstehen. Was zählt, ist der erste Schritt.


Montierung mit Teleskop, Kamera, Astrocomputer, und Guider
Mein großes Setup für die Astrofotografie

Was hält viele zurück – und wie wir Hürden gemeinsam abbauen können

 

Die Gründe, warum viele sich nicht an die Astrofotografie herantrauen, sind vielfältig – und oft absolut nachvollziehbar. Technikangst ist ein häufiges Thema: lange Brennweiten, Nachführungen, Bildbearbeitung in Spezialsoftware – das wirkt schnell überfordernd.

Dazu kommt das Gefühl, man müsse sich zuerst „auskennen“, bevor man überhaupt loslegen darf. Und wer sich dann doch mal in ein Technikforum oder unter ein YouTube-Video wagt, trifft leider manchmal auf belehrende Kommentare oder die typischen „Besserwisser“, die einem das Gefühl geben, nicht dazuzugehören.

 

Aber: So muss es nicht laufen.

 

Ich selbst habe großartige Erfahrungen in frauenspezifischen Fotogruppen gemacht – zum Beispiel in einer Facebook-Gruppe zur Polarlichtfotografie, in der ausschließlich Frauen aktiv sind. Dort herrscht ein unterstützender, wertschätzender Ton. Es wird nicht gefragt, welche Montierung du hast, sondern: „Wie war’s da draußen? Und hast du ein Bild mitgebracht?“ Gerade wenn es um das allein draußen sein in der Nacht geht, ist der Austausch besonders wertvoll. In der Gruppe entstehen auch praktische Lösungen – etwa sich zu verabreden, gemeinsam loszuziehen oder Erfahrungsberichte zu teilen, welche Orte sicher und angenehm sind.

 

Ein weiterer Schlüssel zur Hürde „Technik“ liegt heute in den smarten Teleskopen, die es in den letzten Jahren auf den Markt geschafft haben. Geräte wie das Seestar, Dwarf oder Celestron Origin zeigen: Du musst nicht mehr alles manuell ausrichten und justieren, um erste Deep-Sky-Aufnahmen zu machen. Diese Systeme sind leicht zu bedienen, kompakt und erschließen einen neuen Zugang zur Astrofotografie. Sie nehmen dir zwar nicht das Denken und Gestalten ab – aber sie helfen, ohne technische Einstiegshürden tolle Ergebnisse zu erzielen. Gerade am Anfang oder für Menschen, die sich langsam herantasten möchten, ist das eine wunderbare Möglichkeit. Denn am Ende zählt nicht, wie technisch perfekt dein Setup ist – sondern dass du deinen Blick auf den Himmel teilst.


Nebel NGC 7822 im Kepheus
Nebel NGC 7822 im Kepheus - eine meiner Astrofotogrien

Warum es sich trotzdem lohnt

 

Astrofotografie ist mehr als Technik. Sie ist ein stiller Dialog mit dem Himmel. Sie schenkt euch Momente, in denen ihr die Zeit vergesst, weil ihr auf das erste Bild wartest, das die Milchstraße sichtbar macht. Sie lässt euch staunen, wenn ihr feststellt: Das da oben habe ich wirklich selbst fotografiert. Und genau das ist es, was die Astrofotografie so besonders macht – und eben nicht nur einer bestimmten Gruppe vorbehalten sein sollte.

 

Ihr braucht keine perfekte Ausrüstung und kein jahrzehntelanges Vorwissen. Was ihr braucht, ist Neugier – und den Wunsch, euch einzulassen: auf Dunkelheit, Geduld und auf das Wunder des Sternenhimmels.

 

Wenn ihr euch einmal traut, werdet ihr merken, wie viel in der Astrofotografie steckt:

  • Kreativität beim Gestalten von Bildkompositionen,

  • Ruhe beim Arbeiten in der Nacht,

  • Freude, wenn etwas gelingt – oder wenn ihr lernt, wie es beim nächsten Mal noch besser geht.

 

Und ihr werdet sehen: Ihr seid nicht allein.

Ob in kleinen Gruppen, in Online-Communities oder bei Workshops – überall finden sich Menschen, die bereit sind, Erfahrungen zu teilen, Fragen zu beantworten oder einfach zu sagen: „Komm, wir gehen gemeinsam raus.“


Sommermilchstraße über einem Wald, im Vordergrund ein Feld
Die Sommermilchstraße, wie ich sie in Osterode fotografiert habe

Trau dich – du bist willkommen unter den Sternen

 

Wenn du mit dem Gedanken spielst, dich an die Astrofotografie heranzuwagen, dann ist dieser Beitrag für dich. Vielleicht hast du bisher gezögert, weil du dachtest: Das ist nichts für mich. Das ist zu technisch. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

 

Dann möchte ich dir sagen: Du musst nicht alles wissen. Du musst nur anfangen.

Und du darfst das in deinem Tempo tun, auf deine Weise, mit dem Equipment, das dir gerade zur Verfügung steht. Ob mit Smartphone, Kamera oder Smart-Teleskop – dein Blick auf den Himmel zählt.

 

Ich wünsche mir eine Astrofotografie-Community, in der sich alle wohlfühlen – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Techniklevel. Und ich weiß: Je mehr wir sichtbar machen, dass es diese Vielfalt gibt, desto mehr werden sich andere trauen, es auch zu versuchen.

 

Also los – mach den ersten Schritt. Geh raus in die Nacht, schau nach oben. Und wenn du magst: Zeig dein Bild. Frag. Tausch dich aus. Denn du bist nicht allein – und unter den Sternen ist Platz für jede und jeden.


Wegen Ostermontag erscheint der nächste Blog-Post am 28.04.2025.


 
 
 

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