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Einzigartige Bilder statt Mainstream

  1. Warum ist ein persönlicher Stil in der Landschaftsfotografie wichtig?


In der Landschaftsfotografie geht es nicht nur darum, eine Szene technisch korrekt aufzunehmen – sondern auch darum, eine eigene Bildsprache zu entwickeln. Jede Entscheidung, die wir als Fotograf oder Fotografin treffen, beeinflusst die Wirkung des Bildes: Die Wahl der Perspektive, des Lichts, der Belichtung und der Nachbearbeitung. Jeder Blickwinkel erzählt eine andere Geschichte - genau das macht deinen Stil einzigartig.



Große Welle bricht an der Küste von La Palma, mit türkisfarbenem Wasser und Gischt in der Luft. Ein kraftvolles Beispiel für Bewegung und Perspektive in der Landschaftsfotografie
Dynamische Wellen an der Küste von La Palma – ein Beispiel dafür, wie Perspektive und Timing den Charakter eines Bildes prägenDynamische Wellen an der Küste von Tacacorte auf La Palma - ein Beispiel dafür, wie Perspektive und Timing den Charakter eines Bildes prägen

http://Wellen.ie

Tosende Wellen brechen gegen die Felsen an der Küste von La Palma, mit einem Leuchtturm im Hintergrund. Ein Beispiel für die Bedeutung der Perspektive in der Landschaftsfotografie.
Stürmische Brandung an der Küste von La Palma – die Wahl des Standpunkts verändert die Bildwirkung erheblich.

Ein gutes Beispiel dafür ist dieser direkte Bildvergleich. Beide Aufnahmen wurden am selben Ort und nur unwesentlich zeitversetzt aufgenommen, aber in unterschiedlichem Abstand von den Wellen. Sie erzählen völlig unterschiedliche Geschichten. Das obere Bild zeigt die Wucht der einzelnen Welle, das untere dagegen die gegen die Küste brausende Brandung.

 

Doch was macht diese Art der Bildgestaltung aus? Und wie findet man seinen ganz eigenen Stil in der Landschaftsfotografie? In diesem Beitrag gebe ich euch Tipps, wie ihr eure persönliche Handschrift entwickeln könnt – von der bewussten Wahl der Technik bis zur kreativen Bildbearbeitung.


2. Inspiration versus Nachahmung: Deinen eigenen Stil finden


Jede Fotografin und jeder Fotograf beginnt irgendwo – oft mit dem Blick auf Bilder anderer, die faszinieren und beeindrucken. Sich von großartigen Aufnahmen inspirieren zu lassen, ist ein natürlicher und wertvoller Prozess in der Entwicklung eines eigenen fotografischen Stils. Doch wo liegt die Grenze zwischen Inspiration und reiner Nachahmung?

 

Es ist verlockend, die Bildkompositionen, Bearbeitungsstile oder Techniken erfolgreicher Landschaftsfotograf*innen eins zu eins zu übernehmen. Schließlich haben sie bewiesen, dass ihr Ansatz funktioniert. Doch genau hier liegt die Herausforderung: Wer nur kopiert, ohne eigene Akzente zu setzen, bleibt in einem Stil stecken, der nicht wirklich persönlich ist.

 

Stattdessen lohnt es sich, Inspiration als Ausgangspunkt zu nutzen, um sich schrittweise weiterzuentwickeln:

• Analysiere, was dich an einem Bild fasziniert. Ist es das Licht, die Farben, die Perspektive oder die Stimmung?

• Experimentiere mit diesen Elementen in deiner eigenen Fotografie. Setze ähnliche Prinzipien in neuen Umgebungen um oder kombiniere sie mit eigenen Ideen.

• Entwickle eine eigene Handschrift. Nutze Techniken, die zu deiner Art der Fotografie passen, und baue mit der Zeit deinen individuellen Stil aus.

 

Ein persönlicher Stil entsteht nicht von heute auf morgen – er wächst mit jeder Aufnahme, die du machst. Inspiration kann der erste Funke sein, aber der Schlüssel liegt darin, die Bilder mit deiner eigenen Perspektive und Kreativität weiterzuentwickeln.


Goldenes Morgenlicht über einer nebelbedeckten Landschaft. Sonnenstrahlen brechen durch den Nebel und erzeugen eine warme, verträumte Stimmung.
Blick vom Kuckholzklipper Aussichtsturm nach Sonnenaufgang
Nebelmeer unter klarem blauen Himmel. Der Kontrast zwischen den dunklen Bäumen und den Nebelschichten verleiht dem Bild eine kühle, dokumentarische Ästhetik.
Blick vom Kuckholzklipper Aussichtsturm zur Mittagszeit

Ein persönlicher Stil in der Landschaftsfotografie zeigt sich oft in der Art der Bildgestaltung – sei es durch die Wahl des Lichts, der Farbgebung oder der Stimmung. Dieses Bildpaar vom Kuckholzklipper-Aussichtsturm zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich eine Szene wirken kann, obwohl der Standort derselbe ist.

•Oben: Aufnahme kurz nach Sonnenaufgang – warmes, goldenes Licht taucht den Nebel in eine sanfte, fast märchenhafte Atmosphäre. Die Lichtstrahlen brechen durch den Nebel und verleihen dem Bild eine besondere Tiefe.

• Unten: Aufnahme zur Mittagszeit – das Licht ist härter, die Farben sind kühler und der Kontrast zwischen den Nebelschichten tritt stärker hervor. Die Szene wirkt dokumentarischer und weniger mystisch.

 

Beide Bilder sind für sich stimmig – aber sie erzählen unterschiedliche Geschichten. Hier zeigt sich, dass es nicht nur darum geht, eine Szene zu reproduzieren, sondern sie bewusst zu interpretieren. Genau das ist der Unterschied zwischen Nachahmung und eigenem Stil: Inspiration kann ein Ausgangspunkt sein, aber am Ende zählt eure eigene kreative Entscheidung.


3. Technische Faktoren: Wie die Ausrüstung deinen Stil beeinflusst


Neben der kreativen Bildgestaltung spielen auch technische Faktoren eine große Rolle in der Entwicklung eines persönlichen Stils. Deine Kamera, die Wahl der Objektive und die eingesetzten Filter bestimmen nicht nur die Bildqualität, sondern auch die Atmosphäre deiner Fotos. Hier sind einige der wichtigsten technischen Aspekte, die deine Handschrift als Landschaftsfotograf*in prägen können:

 

i. Kamera und Sensorgröße: Detailtreue und Dynamikumfang

 

Die Wahl der Kamera hat direkten Einfluss darauf, wie du Licht und Farben in deinen Bildern einfängst.

• Vollformatkameras bieten einen großen Dynamikumfang und sind ideal für Situationen mit starkem Kontrast, wie Sonnenaufgänge oder Nebelszenen.

• APS-C- oder Micro-Four-Thirds-Sensoren erzeugen eine größere Tiefenschärfe, was für eine durchgehende Schärfe in Landschaftsaufnahmen von Vorteil sein kann.

 

Je nachdem, welche Kamera du nutzt, können sich deine Bilder also unterschiedlich anfühlen – auch wenn das Motiv dasselbe ist.

 

ii. Objektivwahl: Weitwinkel, Tele oder etwas dazwischen?

 

Welches Objektiv du nutzt, beeinflusst die Bildwirkung enorm:

• Weitwinkel (z. B. 14–24 mm): Ideal, um die Weite einer Landschaft zu betonen und Vordergrundelemente prominent in Szene zu setzen.

• Standardbrennweiten (z. B. 35–50 mm): Näher an der natürlichen Wahrnehmung, gut für minimalistische Kompositionen.

• Teleobjektiv (z. B. 70–200 mm): Perfekt, um Details aus einer Landschaft herauszuarbeiten oder flache Perspektiven mit mehreren Schichten zu erzeugen.

 

Je nachdem, welche Brennweite du bevorzugst, entwickelt sich auch dein fotografischer Stil: Weite, epische Szenen oder fokussierte Detailaufnahmen mit komprimierten Ebenen?

 

 iii. Filtereinsatz: Farben, Kontraste und Langzeitbelichtungen


Filter sind ein mächtiges Werkzeug, um die Bildwirkung gezielt zu beeinflussen:

• Polfilter: Reduziert Reflexionen und verstärkt Farben – besonders hilfreich für kontrastreiche Himmel oder satte Grüntöne.

• ND-Filter: Ermöglicht lange Belichtungen selbst am Tag, ideal für fließendes Wasser oder sanfte Wolkenbewegungen.

• Verlaufsfilter: Gleicht starke Helligkeitsunterschiede zwischen Himmel und Landschaft aus, um Details in beiden Bereichen zu bewahren.

 

Die bewusste Nutzung von Filtern kann einen markanten Stil prägen – sei es durch sanfte Langzeitbelichtungen oder kräftige, gesättigte Farben.

 

iv. Belichtungszeit und ISO-Wahl: Kontrolle über die Bildstimmung

 

Die Wahl von Belichtungszeit und ISO trägt ebenfalls zur Stilbildung bei:

• Kurze Belichtungszeiten (z. B. 1/500 s) frieren Bewegungen ein und erzeugen gestochen scharfe, dokumentarische Landschaftsaufnahmen.

• Längere Belichtungszeiten (z. B. mehrere Sekunden) schaffen weichere, ruhigere Bilder – besonders bei Wasser und Wolken.

• ISO-Wert: Eine niedrige ISO (100–400) sorgt für rauschfreie Bilder mit hoher Detailgenauigkeit, während höhere ISO-Werte ein körnigeres, atmosphärischeres Bild erzeugen können.

 

Durch das bewusste Spielen mit diesen Faktoren kann sich dein Stil weiterentwickeln – experimentiere mit langen Belichtungen, reduzierter Tiefenschärfe oder ungewöhnlichen Brennweiten, um deinen eigenen Weg zu finden!


Landschaftsaufnahme des Kellerhalsteichs mit klarer Wasseroberfläche und sichtbaren Wellen. Die Wolken am Himmel sind deutlich definiert, die Szenerie wirkt natürlich und dokumentarisch.
Kellerhalsteich mit kurzer Belichtungszeit

Langzeitbelichtete Aufnahme des Kellerhalsteichs mit weicher, glatter Wasseroberfläche. Die Wolken erscheinen als sanfte, fließende Strukturen und verleihen dem Bild eine ruhige, fast surreale Atmosphäre.
Kellerhalsteich mit langer Belichtungszeit (realisiert durch den Einsatz von Filtern)

Die Wahl der technischen Parameter beeinflusst nicht nur die Bildqualität, sondern auch die gesamte Bildwirkung. Ein gutes Beispiel dafür ist dieser Vergleich zweier Aufnahmen des Kellerhalsteichs, die mit unterschiedlichen Belichtungszeiten und Filtereinsatz aufgenommen wurden.

• Links: Kurze Belichtungszeit (ohne ND-Filter)

Die Wasseroberfläche ist klar strukturiert, leichte Wellen sind sichtbar, und die Szene wirkt eher dokumentarisch. Die Wolken erscheinen als einzelne Elemente mit klaren Konturen.

• Rechts: Lange Belichtungszeit (mit ND-Filter)

Durch den Einsatz eines Neutraldichte-Filters (ND-Filter) wurde die Belichtungszeit verlängert. Das Wasser wirkt dadurch weich und fast spiegelglatt, während sich die Wolken zu sanften Strukturen verwischen. Die gesamte Szene bekommt eine ruhigere, fast traumhafte Wirkung.

 

Dieser Vergleich zeigt, wie allein durch den technischen Ansatz eine völlig andere Bildaussage entstehen kann. Der bewusste Einsatz von Belichtungszeit, Filtern und Kameraeinstellungen ist ein wichtiger Teil der Stilentwicklung in der Landschaftsfotografie.


  1. Bildbearbeitung: Der letzte Feinschliff für deinen Stil


Die Bildbearbeitung ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung eines persönlichen fotografischen Stils. Während Kameraeinstellungen, Licht und Komposition die Grundlage schaffen, ermöglicht es die Nachbearbeitung, eine Szene gezielt nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Hier entscheidet sich, ob das Bild eher natürlich, dramatisch oder künstlerisch wirkt.

 

i. Grundlegende Anpassungen: Das Beste aus der RAW-Datei herausholen

 

Moderne Kameras liefern eine enorme Fülle an Bildinformationen – aber erst durch die Bearbeitung in Programmen wie Lightroom, Photoshop oder Capture One kann das volle Potenzial ausgeschöpft werden.

• Belichtung und Kontrast: Feinjustierung von Helligkeit und Schatten, um Details in dunklen oder überbelichteten Bereichen herauszuarbeiten.

• Weißabgleich und Farbkorrektur: Die Temperatur des Bildes anpassen, um eine warme oder kühle Stimmung zu erzeugen.

• Schärfe und Rauschreduzierung: Gerade bei Landschaftsaufnahmen mit hohen ISO-Werten wichtig, um eine saubere und detaillierte Darstellung zu gewährleisten.

 

ii. Farblook und Stilfindung: Wie Farben die Bildaussage beeinflussen

 

Die Farbgebung spielt eine zentrale Rolle bei der Stilentwicklung. Während einige Fotograf*innen auf kräftige, gesättigte Farben setzen, bevorzugen andere eine dezente, natürliche Bearbeitung.

• Kühle, bläuliche Töne vermitteln eine ruhige, minimalistische Atmosphäre – perfekt für Nebel- oder Winterlandschaften.

• Warme, goldene Farben erzeugen eine emotionale, einladende Stimmung – ideal für Sonnenaufgänge und Herbstaufnahmen.

• Gezielte Farbanpassung (HSL-Regler) erlaubt es, einzelne Farben hervorzuheben oder abzudunkeln, um bestimmte Elemente im Bild zu betonen.

 

iii. Lokale Anpassungen: Das Auge gezielt führen

 

Durch selektive Bearbeitung kann der Blick der Betrachter*innen gezielt gelenkt werden.

• Vignetten helfen, den Fokus auf die Bildmitte zu legen.

• Radial- und Verlaufsfilter ermöglichen eine sanfte Anpassung von Himmel oder Vordergrund.

• Aufhellen und Abdunkeln verstärkt Strukturen und gibt dem Bild mehr Tiefe.

 

iv. Natürlich versus künstlerisch: Wie stark soll bearbeitet werden?

 

Jeder Fotograf und jede Fotografin entwickelt mit der Zeit eine eigene Herangehensweise an die Bearbeitung. Manche legen Wert darauf, die Szene möglichst naturgetreu wiederzugeben, während andere bewusst einen cinematischen oder surrealen Look anstreben. Die Frage ist: Wie viel Bearbeitung passt zu deinem Stil?

• Minimalistische Bearbeitung: Kleine Korrekturen in Belichtung und Farbe, um die Szene so authentisch wie möglich zu halten.

• Kreative Bearbeitung: Starke Kontraste, Farbverschiebungen oder sogar Composings, um eine ganz eigene Bildsprache zu erschaffen.

 

Wichtig ist: Bildbearbeitung ist ein Werkzeug, kein Selbstzweck. Sie sollte dazu dienen, die eigene Vision zu verstärken – nicht, ein schlechtes Bild zu retten.

Bildvorschlag für diesen Abschnitt

 


Winterliche Nachtaufnahme mit schneebedeckten Bäumen unter einem klaren Sternenhimmel. Die Farben sind blass, und das Bild wirkt insgesamt etwas flach.
Originalbild der Nachtaufnahme am Stieglitzeck

Winterliche Nachtaufnahme nach der Bildbearbeitung. Die Farben sind kräftiger, der Himmel erscheint intensiver blau, und der Schnee wirkt heller und kontrastreicher.
Nachtaufnahme am Stieglitzeck nach der Bildbearbeitung

Die Bildbearbeitung ist ein wichtiger Schritt, um das volle Potenzial eines Fotos auszuschöpfen. Während eine RAW-Datei oft flach und unspektakulär wirkt, kann eine gezielte Bearbeitung Licht, Farben und Kontraste so optimieren, dass die Bildwirkung verstärkt wird.

 

Dieses Vorher-Nachher-Beispiel einer winterlichen Nachtaufnahme zeigt, wie durch Bearbeitung die Stimmung des Bildes gezielt verändert werden kann:

• Oben: Unbearbeitetes RAW-Bild

Das Bild wirkt leicht blass und kontrastarm. Die Farben sind kühl, aber nicht besonders intensiv. Die Schneestrukturen sind erkennbar, aber nicht besonders klar definiert.

• Unten: Bearbeitetes Bild

Die Bildbearbeitung verstärkt die Farbtiefe und hebt die Kontraste hervor. Das Blau des Nachthimmels ist intensiver, die hellen Schneepartien leuchten stärker, und das Bild wirkt insgesamt klarer und definierter.

 

Dieser Vergleich zeigt, dass Bildbearbeitung weit über einfache Korrekturen hinausgeht – sie kann als kreatives Werkzeug genutzt werden, um eine gewünschte Bildstimmung zu erzeugen und den eigenen fotografischen Stil zu verfeinern.


Weiterführende Inhalte: Vertiefe dein Wissen auf YouTube

 

Die Entwicklung eines persönlichen Stils in der Landschaftsfotografie ist ein spannender Prozess – und es gibt viele Wege, um die eigene Bildsprache weiter zu verfeinern. Wenn du tiefer in das Thema eintauchen möchtest, findest du auf meinem YouTube-Kanal CellaPix ergänzende Videos, die dir helfen können:

 

🎥 Landschaftsfotografie – Dein persönlicher Stil

➡ In diesem Video erfährst du, wie du deinen eigenen Stil entwickelst und worauf du dabei achten solltest.

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🎥 Bildbearbeitung in Lightroom

➡ Ich zeige dir meinen Workflow in Lightroom und erkläre, wie du Farben, Kontraste und Lichtstimmung gezielt anpassen kannst.

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🎥 Wasser fotografieren – Techniken und Filtereinsatz

➡ Ob fließende Gewässer oder spiegelglatte Seen – hier lernst du, wie du Wasser eindrucksvoll in Szene setzt.

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Schau gern vorbei und lass mich wissen, welche Techniken du in deiner Landschaftsfotografie nutzt! 😊



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