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Den iOptron StarGuider Pro einrichten und ausrichten – Schritt-für-Schritt für Einsteiger

kolb-telieps

Aktualisiert: 10. März

1. Einleitung


• Warum ist eine genaue Ausrichtung und Balance wichtig? – Eine präzise Ausrichtung des Star Trackers auf den Himmelsnordpol und eine gute Balance der Kameraausrüstung sind entscheidend, um scharfe, nachgeführte Sterne ohne Strichspuren auf Fotos zu erhalten. Nur wenn die Rotationsachse des Trackers genau parallel zur Erdachse ausgerichtet ist, kann er der Sternenbewegung exakt folgen . Ebenso verhindert ein ausbalanciertes Setup, dass der Motor übermäßig belastet wird oder ungleichmäßig läuft, was die Nachführgenauigkeit verbessert.


• Welche Probleme treten bei falscher Balance/Ausrichtung auf? – Ist das Setup nicht richtig eingenordet oder unausgewogen, können Sterne schon bei kurzen Belichtungszeiten verwischen oder als Striche erscheinen. Eine Fehl-Ausrichtung führt zu Drift: Sterne wandern im Bildfeld, weil der Tracker nicht genau dem Himmelslauf folgt. Bei schlechter Balance können zudem Vibrationen oder ungleichmäßige Bewegungen entstehen, die die Bildschärfe beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall muss der Motor härter arbeiten, was zu schnellerem Akkuverbrauch oder sogar Zittern des Aufbaus führen kann.


In diesem Beitrag werde ich mich auf das Setup mit leichteren Objektiven, also ohne den Einsatz von Gegengewichten, beschränken. Den Einsatz mit Gegengewichten plane ich in einem YouTube-Video am 31.03.2025 praktisch vorzuführen.



Zeitlich plane ich gewöhnlich so, dass ich noch in der Dämmerung aufbaue und beim Schritt "Einnorden" ankomme, wenn der Polarstern am Himmel erscheint. Dann lässt er sich am einfachsten von den anderen Sternen in seiner näheren Umgebung unterscheiden.

Star Tracker Sky Guider Pro auf einem stabilen Stativ
SkyGuider Pro - ein Star Tracker für Anfänger

2. Das Equipment vorbereiten


i. Benötigte Ausrüstung – Lege alle Teile bereit, bevor du startest: den iOptron StarTracker Pro selbst, ein stabiles Stativ, die Polhöhenwiege/Alt-Az-Basis (sofern getrennt), einen Kugelkopf für die Kamera (Er sollte so stabil sein, dass er die Kamera mit Objektiv trägt, aber den Tracker nicht übermäßig belastet.), die Befestigungsplatte für den Kugelkopf, sowie die Kamera mit Objektiv (mit Schnellwechselplatte oder L-Schiene).


ii. Checkliste vor dem Aufbau

  • Überprüfe, ob der Tracker voll aufgeladen ist. Der SkyTracker Pro hat einen eingebauten Akku – lade ihn idealerweise am Vortag komplett auf. Solltest du die Variante mit Batterien nutzen, packe Ersatzbatterien ein.

  • Stelle die Neigung der Tracker-Achse ungefähr auf deinen Breitengrad ein – meist gibt es dafür eine Skala an der Polhöhenwiege oder du schätzt den Winkel (für Deutschland ca. 50°).

  • Befestige den Kugelkopf auf der entsprechenden Befestigungsplatte.

  • Befestige das Objektiv und die Kameraplatte oder die L-Schiene an der Kamera.

  • Stelle sicher, dass alle Schrauben, Platten und Adapter vorhanden und festgezogen sind (z.B. 1/4” auf 3/8” Adapter für das Stativ).

  • Smartphone mit Polarstern-App Polar Scope von iOptron bereithalten. Der Akku des Smartphones ist bestenfalls voll geladen.

    Kontrolliere die Eintragungen für Zeit, Längengrad, Breitengrad und Höhe und korrigiere sie gegebenenfalls.

  • Ebenso nützlich: Taschenlampe mit Rotlicht, um im Dunkeln arbeiten zu können, ohne die Nachtsicht zu verlieren.


Ausrüstung für die Astrofotografie mit einem Star Tracker: stabiles Stativ, SkyGuider Pro mit Polhöhenwiege, Kugelkopf und Befestigung, Kamera und L-Schiene, Objektiv
Ausrüstung für die Astrofotografie mit einem Startracker

3. Das Setup aufstellen und einnorden


i. Stativ aufstellen und nivellieren

Platziere das Stativ an einem festen, ebenen Untergrund. Ziehe die Stativbeine fest und stelle sicher, dass es waagerecht steht – benutze dazu die eingebaute Wasserwaage, wenn vorhanden . Ein gerade ausgerichtetes Stativ erleichtert die nachfolgenden Poljustage erheblich und sorgt dafür, dass der Tracker beim Drehen keine unerwartete Schieflage ausgleicht. Tipp: Hänge ggf. zur Stabilisierung eine zusätzliche Gewichtslast (z.B. Rucksack) an die Mittelsäule des Stativs, wenn Wind geht oder der Untergrund etwas nachgibt.

Wenn ihr später euren Hals schonen wollt, baut das Stativ in einer Höhe auf, dass ihr, wenn ihr auf einem Hocker sitzt, durch den Polsucher gucken könnt.


Stativ mit Lupe auf die Wasserwaage und Hocker für die spätere Ausrichtung
Stativ mit Wasserwaage und Hocker für die spätere Ausrichtung

ii. StarTracker montieren und grob ausrichten

Befestige den iOptron StarTracker Pro sicher auf dem Stativ. Falls eine separate Polhöhenwiege (Alt-Az-Basis) vorhanden ist, montiere erst diese auf dem Stativ und setze den Tracker darauf. Richte den Tracker grob nach Norden aus (der rote Korpus mit der Polsucher-Öffnung sollte Richtung Nordstern zeigen, evtl. Kompass benutzen). Ziehe alle Klemmungen leicht an, so dass nichts wackelt, aber noch Feinjustage möglich ist.

Überprüfe die Aufstellung mit der Wasserwaage der Polhöhenwiege.

StarGuider Pro mit Wasserwaage und Schraube zur Höhenverstellung der Polwiege auf dem Stativ
StarGuider Pro mit Wasserwaage und Schraube zur Höhenverstellung der Polwiege auf dem Stativ

iii. Einnorden

Für diesen Schritt muss der Polarstern am Himmel sichtbar sein. Schaue zunächst über das Gehäuse hinweg auf den Polarstern und richte die Montierung durch Hochheben und Drehen des Stativs so gut wie möglich aus.

Schalte den SkyTracker ein und checke, ob die Kontrolllampe rot leuchtet. Überprüfe die Nachführgeschwindigkeit. Für die Sterne muss sie auf 1x stehen. Auch hier gibt es eine Kontrolllampe. Gegebenenfalls korrigiere die Geschwindigkeit mit den Pfeiltasten unter den LEDs. Achte darauf, dass "S" nicht leuchtet. Dies ist die Anzeige für die Südhalbkugel.


Panel des SkyGuiders zum Einschalten und Einrichten der Nachführgeschwindigkeit. Die Lampen für den Strom und die Geschwindigkeit 1x leuchten.
Panel des SkyGuiders zum Einschalten und Einrichten der Nachführgeschwindigkeit

Siehst du den Polarstern jetzt noch nicht im Polsucher, drehe das Stativ vorsichtig nach rechts und links, bis er erscheint. Dann verschiebe ihn mit der Schraube zur Höhenverstellung nach oben bzw. unten und den beiden Azimutschrauben (rechts und links der Wasserwaage) nach rechts und links, bis er ungefähr in der Mitte des Panels ist. Die Azimutschrauben kannst du nur in dieselbe Richtung drehen. Achte darauf, sie hinterher wieder festzuziehen.

Rufe jetzt Polar Scope im Smartphone auf. Dort siehst du den Polarstern als hellen Punkt. Drehe jetzt solange an der Höhenverstellung und den Azimutschrauben, bis der Polarstern im Polarsucher an derselben Position ist wie auf dem Smartphone.

Hinweis: Solltest du keine Skala im Polarsucher sehen, drehe solange an der Kupplung des StarTrackers, bis die Skala erscheint und korrekt ausgerichtet ist.


Astronomin blickt durch den Polsucher des StarGuiders, daneben Bild des Polsuchers und des Bildes im Smartphone
Einnorden des StarGuiders

iv. Kamera mit Kugelkopf und Befestigungsplatte anbringen

Befestige nun den Kugelkopf mit der Befestigungsplatte auf dem Tracker .


Kugelkopf mit Befestigungsplatte, montiert am SkyGuider, auf einem Stativ
Kugelkopf mit Befestigungsplatte, montiert am SkyGuider

v. Danach setze deine Kamera (mit montiertem Objektiv) auf den Kugelkopf. Vergewissere dich, dass die Schnellwechselplatte der Kamera bzw. die L-Schiene fest sitzt und die Kamera sicher arretiert ist. Achtung: Lasse die Kamera vorsichtig los, da das Gewicht jetzt einseitig am Tracker hängt und dieser kippen könnte, falls noch nicht ausbalanciert.

Bevor ich mit dem Tracker fortfahre, fokussiere ich auf die Sterne. Mein Vorgehen dazu habe ich im entsprechenden Blogbeitrag beschrieben:



Kamera mit Objektiv, montiert auf dem Kugelkopf auf Sky Guider auf Stativ. Rotationsachse des Trackers eingezeichnet.
Kamera mit Objektiv, montiert auf dem Kugelkopf

4. Austarieren des Setups (Balance finden) und Testaufnahmen


i. Warum Balance so wichtig ist

Ein gut austariertes Setup gewährleistet, dass der Tracker gleichmäßig läuft und die Nachführung stabil bleibt. Ist die Kamera einseitig zu schwer, entsteht ein Hebel, der den Motor belasten kann. Durch korrektes Austarieren vermeidet man Ruckeln und der Nachführmotor arbeitet präziser, was längere Belichtungszeiten ohne Verzerrung ermöglicht.


ii. Schwerpunkt ausgleichen

Schwenke die Kamera in die Richtung, in der sich das Himmelsobjekt befinde, welches du fotografieren willst. Finde die Position, in der Kamera und Objektiv im Gleichgewicht sind. Das heißt, der Schwerpunkt des Kamera-Objektiv-Systems sollte genau über der Rotationsachse des Trackers liegen . Du kannst das testen, indem du die Kupplung des Star Trackers vorsichtig etwas lockerst: Die Kamera sollte nicht stark nach einer Seite kippen. Verschiebe ggf. das Kameraplättchen bzw. die L-Schiene minimal zur einen oder anderen Seite, bis keine deutliche Schwere-Neigung mehr besteht.


iii. Erste Testaufnahmen

Bevor du mit langen Belichtungen loslegst, mache ein paar Probeaufnahmen. Richte die Kamera auf einen bekannten Sternhaufen oder ein markantes Sternfeld und belichte z.B. 30 Sekunden bei deiner gewählten Nachführgeschwindigkeit (1× Sternnachführung für Himmelsaufnahmen). Prüfe das Bild: Sind die Sterne punktförmig? Wenn ja, verlängere die Belichtung auf 1 Minute und teste erneut. So findest du heraus, wie gut die Nachführung schon ist. Kleine Unschärfen oder minimale Striche weisen auf leichte Polaris-Fehlstellung oder Vibrationen hin.

Nachführung feintunen – Falls du bei den Testaufnahmen noch Drift bemerkst (die Sterne wandern leicht in eine Richtung), nimm eine Feinanpassung der Polausrichtung vor. Um den freien Blick durch den Polsucher zu haben, musst du Kamera und Kugelkopf abnehmen. Korrigiere ganz behutsam.

Balance während der Nachführung prüfen – Achte bei den Testaufnahmen auch darauf, dass das Gerät gleichmäßig läuft. Hörst du ungewöhnliche Geräusche oder stockende Bewegungen vom Tracker, könnte das Setup noch nicht optimal ausbalanciert sein. In dem Fall stoppe und verbessere die Austarierung, bevor du mit längerem Fotografieren beginnst.


5. Häufige Fehler vermeiden


• Ungenügendes Gegengewicht bei schwerer Ausrüstung – Ein häufiger Anfängerfehler ist, ein sehr schweres Objektiv einzusetzen, ohne für Ausgleich zu sorgen. Das führt zu Ungleichgewicht: Der Tracker kann zwar bis ~3 kg tragen, aber am Limit leidet die Präzision. Lösung: Bei schweren Objektiven unbedingt ein Gegengewicht verwenden oder auf leichtere Optik wechseln. Fehlt der Gewichtsausgleich, verkürzt das die maximal mögliche Belichtungszeit erheblich, da der Motor gegen das Ungleichgewicht ankämpft und Mikrobewegungen entstehen.


• Fehlerhafte Einnordung – Schon eine kleine Ungenauigkeit in der Polausrichtung kann große Wirkung haben. Zu den typischen Patzern gehört, den Polaris falsch zu platzieren (z.B. im Zentrum statt an der korrekten Position im Fadenkreuz) oder den Azimut verwechselt zu haben (Tracker nicht exakt nach geografisch Nord ausgerichtet, eventuell durch Metall in der Nähe Kompass gestört). Ebenso wird gern der Höhenwinkel falsch gesetzt – etwa weil das Stativ nicht im Wasser war oder man den Breitengrad nur geschätzt hat. Diese Fehler resultieren in sichtbarer Drift. Vermeide das, indem du dir bei der Polausrichtung Zeit nimmst und lieber zweimal kontrollierst (zur Not erneut durch den Polsucher schauen oder eine zweite App-Prüfung machen).


• Lockere Schrauben/Fixierungen – Ein weiterer häufiger Fehler sind nicht festgezogene Komponenten. Sie lockern sich teilweise schon, wenn sich das Setup stark abkühlt. Beispielsweise kann eine leicht gelöste Kugelkopf-Klemmung dazu führen, dass die Kamera während der Aufnahme langsam absackt. Oder eine der Schrauben an der Polhöhenwiege ist nicht richtig fest, wodurch sich der Tracker mit der Zeit verstellt. Gehe vor jeder Aufnahmeserie alle Verbindungen und Schrauben durch: Sind Kugelkopf, Schnellwechselplatte, Tracker auf Stativ, Azimut- und Höhenverstellung fest angezogen? Auch das Objektiv an der Kamera sollte sicher sitzen (Spiel im Bajonett kann ebenfalls zu Verwacklung führen). Lieber alles eine Extra-Runde prüfen, um solchen Frust zu vermeiden.


• Zu hohe Erwartung an ungünstigem Standort – Ein subtiler Fehler: Man richtet zwar korrekt aus, vergisst aber Faktoren wie Wind, instabilen Boden oder Vibrationen. Achte darauf, dein Setup an einem möglichst ruhigen Ort aufzubauen – weit weg von wackelnden Terrassen oder Straßenverkehr. Schalte Bildstabilisatoren am Objektiv aus (die können auf Stativen Verwacklungen verursachen) , und vermeide es, während der Belichtung das Stativ anzustoßen. Solche Rahmenbedingungen sind zwar kein Teil der Tracker-Ausrichtung selbst, beeinflussen aber massiv das Ergebnis.


6. Fazit: Erfolgreiche Nachführung mit dem iOptron StarTracker Pro


• Sorgfältige Einrichtung macht den Unterschied – Abschließend lässt sich sagen: Die Mühe in der Vorbereitung zahlt sich aus. Wenn du dir als Einsteiger die Zeit nimmst, den StarTracker Pro gründlich auszubalancieren und exakt auf den Himmelspol auszurichten, wirst du mit deutlich besseren Astrofotos belohnt. Punktförmige Sterne bei 1–2 Minuten Belichtungszeit sind dank präziser Nachführung möglich – etwas, das ohne korrekt justierten Tracker undenkbar wäre.


• Motivation für Einsteiger – Lass dich nicht entmutigen, wenn du beim ersten Mal lange brauchst, um den Polarstern zu finden oder etwas anderes noch nicht perfekt klappt. Jeder Durchgang hilft dir, Routine zu entwickeln. Schon nach ein paar Nächten wirst du den Ablauf – vom Aufbau übers Einnorden bis zur Feinjustierung – immer schneller und sicherer beherrschen. Übung macht den Meister! Je öfter du dein Setup aufbaust, desto intuitiver geht es von der Hand. Und dann steht fantastischen Aufnahmen von Milchstraße, Galaxien oder Sternnebeln nichts mehr im Wege. Bleib dran und clear skies!


Die Plejaden: Sterne und blaue Nebel vor einem dunklen Nachthimmel
Die Plejaden, aufgenommen mit dem Star Guider Pro
  1. Hast du Fragen oder eigene Erfahrungen mit einem Star Tracker?


Das Einrichten und Ausrichten einer Montierung kann zu Anfang herausfordernd sein. Ich selbst habe zum Beispiel lange mit losen Schrauben gekämpft. Falls du Fragen hast oder eigene Erfahrungen teilen möchtest, dann komm in unseren Mitgliederbereich und diskutiere mit uns im Forum!



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